Fasching 2017
Meine TODO-Liste von Nähprojekten musste diese Woche mal wieder warten. Schuld war ein Plakat in der Kita, welches eine Faschingsparty ankündigte. Als die Nachfrage ergab, dass sich die Einladung nur an die Kinder richtet, war ich mir nicht ganz sicher, ob ich ein bisschen enttäuscht oder doch lieber ganz froh sein sollte. Jedenfalls mussten Kostüme für die beiden gefunden werden, denn was ist Fasching schon ohne Verkleidung?
Und so kam es, dass meiner Nähmaschine ein rotes Ungetüm entwuchs:
Es sieht aus wie eine Koralle, ist aber tatsächlich eine Perücke. Die Idee dazu stammt von hier. Ich habe eine Kinderstrumpfhose der Anleitung entsprechend zu einer Mütze umgenäht und diese dann nach und nach mit Wollsträngen benäht. Damit die Wollstränge alle etwa die selbe Länge haben, habe ich einen zugeschnittenen Karton umwickelt und dann die Stränge durchgeschnitten, wie man es auch bei der Herstellung von Quasten macht.
Ich habe am Rand der Perücke angefangen und mich kreisförmig nach innen vorgearbeitet. Zum Ende hin war es gar nicht mehr so einfach, die bereits angenähten Wollstränge aus dem Arbeitsbereich herauszuhalten. Mein Mann stand ganz gespannt daneben und konnte es gar nicht mehr erwarten, wie das Ergebnis wohl aussehen würde (Die Idee stammt von ihm, ich hätte einfach zur roten Farbe gegriffen).
Gedacht war die Perücke für ein Pumuckl-Kostüm für meinen Kleinen. Bei der Anprobe stellte sich aber schon heraus, dass sie zwar wunderbar passt, mein Sohn jedoch keine Lust hat, so etwas länger als eine Minute auf dem Kopf zu tragen. Vielleicht ist sie für ein so kleines Kind (16 Monate) auch einfach etwas zu schwer, das sind immerhin 3 1/2 Knäuel Acryl-Wolle.
Zum Glück konnte sich mein größerer Sohn sofort für die Perücke erwärmen und so wurde umdisponiert: Der Große wird Pumuckl, der Kleine ein Geist.
Zur Komplettierung des Pumuckls musste noch eine grüne Hose und ein gelber Pulli her. Die Schnitte stammen mal wieder aus der Ottobre (Hose: "Baggy Bottom", Modell 2 aus 4/2015; Pulli: "Calavera", Modell 28 aus 1/2017). Die Hose war noch auf die Größe des Kleinen angepasst und eine Resteverwertung, weshalb der Fadenlauf komplett missachtet wurde. Sie ist also längselastisch. :-) Gepasst hat sie trotz allem gerade noch. Sie wird dann vom Kleinen noch aufgetragen. Der gelbe Pulli wird natürlich auch weiter getragen werden. Den Schnitt möchte ich nochmal nähen, der gefällt mir sehr gut.
Ach ja: Ich habe mich mit der Zwillingsnadel ausgesöhnt. Mein bisheriger Fehler war, dass ich eine kleine Stichlänge gewählt habe. Jetzt mit 4mm klappt das schon bedeutend besser, nicht perfekt, aber gut genug. :-)
Mein erster Gedanke zum Geisterkostüm war ja: "Laken drüber, und gut ist es". Nun ist es aber nicht sehr nett, einem kleinen Kind einfach ein Laken mit zwei Löchern drüber zu werfen und es dann alleine herumstolpern zu lassen. Also wurde es doch etwas komplizierter.
Zunächst hatte ich kein altes Laken mehr über, weil ich die alle vor kurzem weggegeben habe. Ich hatte aber ein paar Tage vorher einen Nesselstoff gekauft, eigentlich für Patchwork, aber das musste ja jetzt sowieso warten. Das Gespenst würde also eher naturfarben als blütenweiß sein.
Dann entschied ich mich, dass das Kostüm Kapuze und Ärmel haben sollte, damit das Kind sich vernünftig bewegen kann und nicht nur ständig stolpert oder versucht, das Kostüm loszuwerden. Als Ausgangsbasis wählte ich den Pulli Quatschkopf von Mama Motz, den ich bereits einmal genäht hatte.
Der Schnitt lieferte mir schon mal eine Kapuze. Da Nessel nicht elastisch ist, kann man die Ärmel nicht einfach so übernehmen. Ich habe also an Vorder- und Rückenteil in Größe 92/98 Ärmelausschnitte in Größe 110 gezeichnet. Die zugehörigen Ärmel habe ich so abgewandelt, dass sie eher Trompetenärmeln sind, und auf die Länge der kleinen Größe gekürzt. Und der Pulli wurde auf Ganzkörperlänge in A-Form verlängert. Das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich meinem Sohn gerade ein Kleid schneidere...
Da der Halsausschnitt natürlich auch nicht dehnbar ist und um leichtes An- und Ausziehen zu ermöglichen, habe ich noch einen sehr langen Schlitz vorne angebracht. Der ist nicht so schön, weil man dann noch ein farblich passendes Untergewand wählen muss. Ein Reißverschluss wäre wohl das Mittel der Wahl gewesen, allerdings war mir das zu aufwendig für ein genau drei Stunden getragenes Kostüm. Es ist auch größtenteils nicht versäubert.
Für keines der Kostüme musste ich etwas kaufen, es war schon alles hier. Dieser Umstand ist natürlich auch meiner ausgeprägten Lagerhaltung geschuldet. :-)
Und die Faschingsfeier? Sie war ein großer Erfolg. Der Kleine hat ganz toll mitgemacht bei Spiel und Tanz und das Kostüm blieb auch an. Sogar der Pumuckl hat seine Haare sehr lange aufbehalten. :-)